In Colorado verfolgen wir längere Zeit eine Superzelle, an der wir einen entfernten Tornado beobachten können. Am Tagesende lassen wir uns zweimal von einem ansehnlichen Whales Mouth überrollen.
Unsere Strecke am 26.05.2019: 545km
Heute schreibt: Luise. Das heutige Setup führt uns hinaus aus Kansas in Richtung Westen nach Colorado. Nach einem ausgiebigen Frühstück in Garden City starten wir zur Mittagszeit in Richtung Lamar. Eine erste verheißungsvolle einzelnstehende Zelle lässt uns zunächst nach Süden in Richtung Johnson City ausscheren. Erinnerungen an unsere Schlammschlacht vom Vortag werden wach... Doch diesmal halten wir uns strikt an asphaltierte Straßen! Je näher wir uns der Zelle jedoch nähern, desto mehr schwächt sich diese ab.Alle Chaser im Umkreis hatten sich auf sie gestürzt und schwenken nun nach Norden um.
Nach kurzem Lageupdate schlagen wir also doch wieder den Weg nach Lamar ein, um eine weitere neu entstandene Zelle abzugreifen, die aus Südwesten heranzieht.
Nach längerer Suche für einen geeigneten Standort, bietet sich uns ein erster Blick auf die zunächst noch gutaussehende regenfreie Basis. Auch ein langgestreckter Funnel ist auszumachen:
Mit der Zeit sieht die Basis zusehends zerpflückt aus. Wir beschließen aber trotzdem, der Zelle weiter nach Norden zu folgen, auch in Ermangelung an Alternativen. Und wer weiß schon, was sich noch entwickeln könnte. Wir sind allerdings nicht die einzigen mit diesem Plan. Da es sich um die einzige relevante Zelle im Umkreis von mehreren hundert Kilometern handelt, versammelt sich gefühlt die gesamte Chaserszene der Umgebung auf diesem Highway und so zieht sich eine endlose Auto-Schlange auf der Straße und dem Standstreifen entlang.
Nördlich von Wiley halten wir erneut. Am Rande des Niederschlagskernes schimmert eine Absenkung hindurch. Wir sind uns zunächst nicht sicher, ob es sich tatsächlich um einen Tornado handelt. Dank kontrastreicher Nachbearbeitung der Fotos und Berichten von Chasern, die sich näher am Geschehen befanden, bestätigte sich dieser Verdacht aber im Nachhinein.
Wir schwimmen noch ein Stück mit dem Chaser-Strom nach Norden. Vor Eads nehmen wir die West-Nord-Option um nicht im Chaserstau auf der Ost-Nord-Option festzusitzen. So können wir nahezu ungestört die schöne Rückseite der Superzelle mit intermittierenden Regenbogenfragmenten genießen:
Währenddessen hat sich westlich von uns ein weiterer Zellenkomplex herausgebildet, der im Dopplerradar auch Rotation aufweist. Also fahren wir weiter nach Westen, diesmal fast alleine, denn der Großteil der Chaserkonvergenz hängt noch an der inzwischen absterbenden östlichen Zelle fest. Am Highway 287 halten wir erneut und genießen den Aufzug des Komplexes, der mit einem imposanten Whales Mouth über uns hinwegrollt. Die teils ausgeprägte Grünfärbung des Niederschlagsbereiches lässt einen großen Hagelkern vermuten. Und da drinnen versteckte sich auch ein Tornado, der durch das Law Enforcement bestätigt wurde.
Als der Niederschlag einsetzt, entfliehen wir dem Walsschlund ostwärts, um uns erneut vor die Kante des Böenkragens zu setzen. Ein zweites Mal lassen wir uns verschlingen:
Der Komplex zieht nun nordostwärts von dannen. Wir entscheiden uns die Jagd für heute zu beenden und suchen uns ein Quartier in Limon, CO. Dort lassen wir den Tag entspannt ausklingen. Morgen geht's weiter Richtung Colorado.