Nur eine Woche vor Weihnachten 2005 zog über Deutschland ein Orkan hinweg, der mit orkanartigen Winden auch Thüringen erfasste (Gotha 124 km/h, Schleiz 122 km/h). Verbreitet kam es zu Windbruch, Stromausfällen und Sachschäden. 3 Personen wurden verletzt.
Schon zu Beginn der Woche deutete sich in den Wettermodellen eine Sturm- bzw. Orkanlage für Teile Mitteleuropas an. Bereits vor dem Orkan zog ein schwächeres Sturmtief über Skandinavien hinweg. Dahinter floss kalte Polarluft ein, die nach Westen von einem Hochdruckgebiet über dem Atlantik flankiert wurde. Weitere meteorologische Faktoren wie die Lage der Frontalzone zusammen mit dem Jetstream spielten ebenso eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und Verstärkung des Orkantiefs. Wer Interesse an einer meteorologischen Analyse des Orkans hat, findet einen Link weiter unten. "Dorian" entstand in der Nacht zum Freitag (16.12.2005) nördlich von Schottland. Er zog südostwärts unter weiterer Vertiefung (er wurde also stärker) und erreichte seinen Höhepunkt am Freitagmittag, wo er dann weiter Richtung Polen zog. So lag Thüringen genau im Starkwindfeld des Orkans in einem Bereich südwestlich/westlich des Zentrums. Hier traten die stärksten Böen auf, die besonders mitDurchzug der Kaltfront durch einen Impulstransport noch einmal beschleunigt nach unten transportiert wurden.
Als weiteres Problem stellten sich die Niederschläge dar, die sich besonders an den Gebirgen stauten und im Bergland als Schnee fielen. Auch im Tiefland ging Regen mit Kaltfrontdurchgang in Schnee über. In den Hochlagen kam es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen durch Schneeverwehungen, später auch im Tiefland durch Glätte und Neuschnee.
Da bei solchen Stürmen auch gern ein Vergleich zu anderen Stürmen gezogen wird, war "Dorian" mit seinen Orkan- bzw. orkanartigen Böen und verbreiteten Schäden in Thüringer Landkreisen ein markantes Ereignis, dass in den Folgejahren nur durch "Kyrill" 2007 noch übertroffen wurde. Man muss dabei aber auch immer die Ausgangslage der atmosphärischen Prozesse betrachten, die niemals die Gleiche ist. In den Vorjahren trat z.B. Orkan "Jeanett" am 26./27.10.2002 mit Windspitzen im schweren Sturmböen - Bereich auf. Es gab zahlreiche Schäden, die jedoch nicht so großflächig ausfielen wie bei Dorian. Noch weiter in der Vergangenheit ist der berüchtigte Weihnachtsorkan "Lothar" 1999 zu vermerken, der in seiner Entwicklung aber ein absolutes Novum darstellte.
ZUSAMMENFASSUNG DER SCHÄDEN (es liegen nicht alle LK vor)
Thüringen: Viele umgestürzte Bäume, die Straßen + Schienen blockierten. Verspätungen bei der Bahn, Straßensperrungen und Staus landesweit auf zahlreichen Straßen. Stromausfälle von teils mehreren Stunden in fast allen Kreisen durch abgerissene Stromkabel/umgestürzte Strommasten. Später zahlreiche Unfälle und Staus durch Glätte. Nach unserem Kenntnisstand 3 Verletzte.
Saale - Orla - Kreis: B90 zw. Ullersreuth und Gefell wegen größeren Windbruch gesperrt. In Gefell stürzte eine Tanne auf ein Hausdach. Ein umgestürzter Baum verletzte auf der B 282 bei Mielesdorf einen LKW - Fahrer. Auf der A9 gab es Staus durch umgestürzte Bäume, später Glätte.
Jena: PKW durch umgestürzte Bäume beschädigt, Strom-/Lampenmasten fielen um, Dach eines Stalls abgedeckt. Durch Schneeglätte quer gestellte LKW sorgten für stundenlange Sperrung der A4 am Schorbaer Berg.
Ilm - Kreis: In Arnstadt Laternenmast umgeknickt, an der Bosch - Schule fielen Ziegel vom Dach, ebenso stürzte eine Grundstücksmauer ein, Bäume fielen auf PKW, Stromleitungen wurden abgerissen.
Eichsfeld: Verletzter Waldarbeiter als ein Baum auf den Hochstand fiel, zw. Breitenbach und Siemerode mehrere Strommasten umgeknickt. In Heiligenstadt wurde das Flachdach der Bergschule abgedeckt. Auch das Dach eines Textilbetriebes in Leinefelde wurde vom Orkan abgedeckt. In Beuren fielen vom Kirchdach Ziegel herunter.
Erfurt: Auf der B7 wurde der Hänger eines Kleintransporters vom Wind umgeworfen. Die Mauer eines alten Hauses in der Neuwerkstraße / Ecke Eichenstraße stürzte ein und beschädigte Autos. Dachschäden gab es auch an der Augustinerkirche.
Kyffhäuserkreis: Eine Frau wurde in Sondershausen von einem Dachziegel getroffen und verletzt. Im Scholl - Gymnasium riss es ein Fenster aus der Verankerung. In Artern hielt ein Schornstein eines Wohnhauses dem Wind nicht mehr Stand und brach zusammen. Es gab Stromausfälle von mehreren Stunden in zahlreichen Ortschaften zu verzeichnen.
Saalfeld - Rudolstadt: Mehrere Mastbrüche in Mittelspannungsleitungen, in Unterwellenborn wurde das Dach der Gasmaschinenzentrale teilweise abgedeckt. Zudem wurden 40 Scheiben eingedrückt.