2022-05-19-20 GEWITTER (Unwettergefahr)

  • Die erste Schwergewitterlage der Saison 2022 deutet sich ab Donnerstagabend (19.05.) und besonders für Freitag (20.05.) in Thüringen an. Dabei könnten sich die Gewitterparamter erstmals auf höherem Niveau überschneiden und die ganze Bandbreite an Begleiterscheinungen zulassen. Dazu zählen hohe Blitzraten, Starkregen, größerer Hagel und Sturmböen.


    Der Thread wird fortlaufend aktualisiert.


    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Gewitterlage am Donnerstagabend/Nacht zum Freitag
    (Stand: 18.05.2022, 20:00 Uhr Anton, Christoph G, Felix D)


    Mögliches Szenario und Gefahren Stand 18.05.2022, 20:00 Uhr: Von Westen her am Abend ankommende Gewittercluster oder ggf. Linie, die im Verlauf nach Osten schwächer wird und die Gewitter nachlassen. Im Süden Thüringens noch mehr Potenzial für kräftigere Gewitter. ACHTUNG: Unabhängig von Gewitter und Niederschlag werden flächig Windböen in der trockenen Grundschicht ausgelöst, die Sturmstärke (80 - 90 km/h) oder noch größere Geschwindigkeiten erreichen könnten (über 90, ggf. 100 km/h).


    Beispiele: Modellkarten für Thüringen (Windböen, 1std) | Mitteleuropa French HD (2 Tage) oder Modellkarten für Deutschland (Windböen, 6std) | Mitteleuropa Super HD (3 Tage)


    Vorderseite eines umfangreichen Troges über dem Atlantik greift ein erster Kurzwellentrog auf Nordwestdeutschland über. Damit wird vorderseitig eine feuchtwarme und energiereiche Luftmasse herangeführt. Diese kommt ostwärts voran und erreicht Thüringen teilweise zum Abend. Grundsätzlich ist die Entwicklung am Donnerstag und Freitag dynamisch und weniger thermisch angetrieben.


    Von Interesse sind kleinräumige Tiefs in der Bodenrinne, wie es GFS beispielsweise für den Raum Frankfurt im Laufe des Abends sieht. Damit würde auch die energiereiche Luftmasse ein Stück weiter nach Thüringen gelangen, wobei der Süden (und auch Franken) im Vorteil ist.


    Orographische Hebung in den hessischen Gebirgen ebenso Rhön und Thüringer Wald könnten für zusätzliche Entwicklungen sorgen.


    Die Modelle sind sich für Donnerstagabend noch uneinig im Detail. SuperHD und GFS sind recht forsch, ID2 eher vorsichtig.


    Es bleibt die Entwicklung morgen abzuwarten. Näheres zu Freitag frühestens Morgen Abend.


    Als Grobüberlick Janek's WRF:



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  • Guten Morgen,


    Estofex gibt heute ein Level 2 für große Teile Thüringens:

    Ganzer Text: www.estofex.org

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  • Gewitterlage am Freitag


    Ausgangslage und Überblick für morgen:


    Das Tief von heute zieht über Nacht über die Ostsee ab, dahinter setzt sich Zwischenhochdruckeinfluss durch. Keilachse liegt bereits südöstlich, aus SW strömen weiter sehr warme und feuchte Luftmassen ein. Von den Pyrenäen löst sich ein neues Leetief.



    Die Höhenströmung ist auf der Rückseite des Keils nicht glatt, gibt kleine Tröge, die für Hebung sorgen können. Derweil erreicht das Bodenhoch die Mitte. Es könnten sich somit über RLP neue Gewitter bilden, die bis zum Morgen nach Thüringen hinein ziehen könnten und deren Restwolken uns vormittags beschäftigen.



    Das Tief von den Pyrenäen zieht im Verlauf unter deutlicher Verstärkung über Frankreich nach Norddeutschland und weiter nach NW-Polen. Rückseitig des Tiefs sind auch ohne Konvektion Sturmböen bis runter zu erwarten, speziell über Norddeutschland und östlich der Elbe, aber auch in Thüringen wird es nachts windig bleiben.


    Die Details:

    Das Tief liegt am frühen Freitagnachmittag über Benelux, dessen Warmfront zieht in den Mittags- und frühen Nachmittagsstunden über die Mitte nach Norden. Mit der damit verbundenen WLA ist Hebung und mit dem Tagesgang Labilisierung verbunden. Hier ist die Frage, ob es an der Warmfront zur Auslösung von einzelnen heftigen Gewitter kommen wird. Sollte dies so sein beträfe das vor allem Nordthüringen bis hinüber nach Süd-Brandenburg. Die Gewitter finden neben Feuchte und Energie entlang der Warmfront auch sehr viel Scherung vor. So das hier mit Superzellen zu rechnen wäre, die auch Tornadopotential hätten, Starkregen, schwere Sturmböen und großer Hagel wären sowieso dabei. Diese würden dann bis zum Abend nach BRB abgezogen sein. Dahinter würde es wieder auflockern und einstrahlen bzw. die energiereiche Luft aus Bayern wird wieder nach Norden verfrachtet. Im Westen Deutschlands schlägt währenddessen die KF des Tiefs auf, die die labile Luftmasse ebenfalls auslöst und zunächst einzelne dann viele Gewitter auslöst, die verclustern und mit der KF rasch nach Osten ziehen. Da hier die Scherungsbedingungen ebenfalls sehr gut sind, besteht auch die Möglichkeiten von allen denkbaren Begleiterscheinungen.


    Die Modelle bieten verbreitet um 1000CAPE an, zum anderen herrscht eine starke Richtungs- und Geschwindigkeitsscherung beim Wind vor und somit ideale Bedingungen für schwere Gewitter. Die Gewitter an der KF werden sich auf dem Weg nach Osten als Linie organisieren (Bow-Echo) und sehr zügig nach Osten ziehen. Damit verbunden wären neben Starkregen auch heftige Böen bis hin zur Orkanstärke. Diese Linie würde in den Abendstunden zügig Thüringen von West nach Ost überqueren. Speziell am Südende solcher Linien könnten auch Superzellen eingelagert sein mit zusätzlichem Tornadopotential und Großhagel.

    Je nach Sonnenscheindauer wird sich die Luftmasse auf 25-30°C erwärmen können, dazu wird es schwül mit Taupunkten zwischen 15 und 20°C. Die warme und feuchte Luftmasse wird über die ALpen nach Norden geführt, das sorgt über Süddeutschland zur Abtrocknung der Luftmasse und damit verminderter Gewitterbereitschaft. Die Frage ist nun, wie weit das Tief über Nordwestdeutschland die trockene Luft aus Süddeutschland einbindet und nach Norden verfachtet. Es gibt Lösungen, die sehr offensiv dinf und um 18 Uhr die trockene Luft bis nach Südthüringen und SW-Sachsen voran kommen lassen, was für die Gewitterbildung nachteilig wäre. Der Schwerpunkt würde sich etwas nach Norden verlagern ins nördliche Thüringen und Sachsen-Anhalt. Wird die Feuchte nicht so sehr verdrängt wäre auch südlicher das Unwetterpotential hoch. Auch die Entwicklungen an der WF sind entscheidend, bleiben diese aus, steht der dynamischen KF mehr Energie zu Verfügung. Das würde ein Szenario bedeuten, wo sehr verbreitet schwere Unwetterentwicklungen durch Bowechos in der Mitte Deutschlands zu erwarten wären. Dies gilt es aber im Auge zu behalten!

  • Mahlzeit.


    Ich habe gestern Abend noch ein bisschen Resteverwertung gemacht und den Rest vom Schützenfest abgefangen. War ein nettes Feeling mit Böen um 60 km/h. :windig Ein paar Äste mussten dran glauben und lagen nach Durchzug auf der Straße. Insgesamt ein netter Abend. :gewitter



    Viele Grüße aus dem Osten des Freistaats.

  • Morgen!!


    Insgesamt war es doch ein ganz netter Chasingnachmittag. Nachdem es in Nordthüringen nur wenig bis gar nichts gab, entschloss ich mich fix wieder in den Osten in die unverbrauchte Luft zu fahren und wurde doch noch belohnt.


    Bei Halle/Saale ging dann noch eine klassische Superzelle hoch. Die Zugrichtung war ein wenig blöd, weil die Zelle genau über Halle/Saale zog. Mein Standort war dementsprechend nicht ganz optimal. Aber immerhin konnte ich ein paar Bilder machen. Man sieht auch schön, wie sich eine WallCloud bilden wollte.




    Später fuhr ich dann wieder in Richtung Lützen und wartete auf die Linie, die aus Südwesten kam.



    Da die Zelle aber so schnell war, entschloss ich mich ein paar Minuten eher loszufahren, um noch einmal davor zu kommen.

    Bis nach Leipzig-Süd ging die Reise und bei Böhlen parkte ich dann in einer Haltebucht und konnte wenigstens noch 5 Minuten fotografieren und 2 brauchbare Bilder machen.







    Danach ließ ich mich überrollen und somit war der Abend dann auch beendet.


    Cheers, Andy.

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  • Hier eine kleine Zusammenfassung der Superzelle zwischen Artern (TH) und Bad Lauchstädt (SA) sowie dem nachfolgenden Gewitteraufzug bei Weißenfels:


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    LG Marco

  • Sehr spannende Lage am Freitag, leider stand ich unter Zeitdruck und konnte den Lebenslauf der Meininger Superzelle nicht komplett verfolgen.


    Auf den Radarbildern sah es ja sehr verheißungsvoll aus, von Neuhaus aus schon die Wallcloud sehen, aber leider sehr schlechter Blickwinkel.


    Kurzentschlossen 10 Minuten nach Norden gefahren zu einer freien Hochfläche bei Cursdorf mit Blick nach Westen.


    Auf den Bildern die Superzelle zum Zeitpunkt ihrer stärksten Rotation (nach den Radardaten 17:50 - 18:05 Uhr) ). Wenn man so will Glück gehabt, denn wegen eines anderes Termins musste ich genau in die entgegengesetzte Richtung nach Süden und musste deswegen auch die Beobachtung abbrechen.






    SZ_20_05_2022_9sec(c)Rüdiger_Manig.mp4

  • 20.05.2022 - Level 3 Chasing mit Kay aus Jena


    Rudelspotting bei Allstedt mit ersten Blitz des Jahres auf der Kamera


    Rückseite dieser Gewitterzelle bei Artern





    Kay und ich entschlossen nicht weiter nach Osten zu fahren, sondern die nächste Gewitterlinie bei Erfurt abzufangen.




    Dann entschlossen wir uns doch noch dieser Front weiter nach Osten zu folgen. Leider erschwerte uns die zu hoche Zuggeschwindigkeit das Davorkommen auf der A4 und verhinderte somit weitere Fotostopps. Wir kamen erst vor Jena wieder vor die Gewitterlinie. Unser Glück hielt an und wir konnten noch bei Rüderdorf das Südende der Linie ablichten


  • Es gibt zwei lesenswerte Beiträge zu dieser Gewitterlage mit Tornados:


    Nr. 1 von Felix Welzenbach betrachtet die gesamte Wetterlage im Detail und gibt auch einen Einblick in den Zusammenhang mit der Klimaerwärmung. Für viele hier dürfte der meteorologische Part von Interesse sein. Aber Achtung: Er ist sehr ausgiebig: Unwetterlage am 20.05.22: Was ist Klimaerwärmung, was ist Wetter? | Meteo Error


    Nr. 2 von Marcus Beyer geht speziell auf die Tornados an diesem Tag ein: Wetter und Klima - Deutscher Wetterdienst - Thema des Tages - Der Tornadoausbruch am 20.05.2022 - Analyse und Einordnung

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